Newsletter

Neues aus Thousand Oaks - WCCD-Nachrichten

Nummer 4,

3/01/00

 

Befreiungsgemeinden - wo sind sie?

(Offener Brief von Pastor M. Mulkey an Interessenten, die sich dem Dienst der Befreiung verpflichten wollen; übersetzt aus dem Englischen)

 

    Häufig stehen gerade Christen, die neu zum Befreiungsdienst hinzukommen, unter starkem Angriff des Feindes. Immer wieder überschüttet er sie mit Zweifel und Unglaube. „Das kann doch nicht von Gott sein, sonst würden ja viel mehr Gemeinden in dieser Art für Befreiung beten!“ Oder: „Warum habe ich denn die ganze Zeit vorher nichts von einem solchen Dienst gehört?“

 

Als Pastor, der heute immerhin schon 25 Jahre im Befreiungsdienst tätig ist, kann ich einige schlüssige Antworten darauf geben und hoffentlich diejenigen ermutigen, die sich zur Mitarbeit in diesem wichtigen Bereich berufen fühlen.  Eine weltweite Umfrage unter Pastoren würde ergeben, dass die meisten sich nicht ausreichend vorbereitet fühlen, um ihren Gemeinden mit Befreiung zu dienen. Ein weiterer Punkt wäre ein allgemeines Bedauern über die mangelnde Unterstützung im geistlichen Kampf.

 

Befreiung wird in Bibelschulen und christlichen Ausbildungszentren nicht oder nur unzureichend gelehrt. Den Leitern fehlt die Anleitung wie sie in diesem Bereich vorgehen können, um diesen Dienst wirklich ausüben zu können. Man lernt Befreiung, indem man sie unter der Leiterschaft eines erfahrenen Pastors selbst praktiziert. Und es ist eine Schulung durch den Heiligen Geistes.  Aber den meisten bleibt nichts anderes übrig, als es irgendwie zu probieren und durch Fehler zu lernen. Leider bleiben dabei viele auf der Strecke, bekommen keine Hilfe und verlieren schließlich auch den letzten Funken Hoffnung.

 

Manch einer konsultiert Fachbücher, die zunehmend zu diesem Thema auf dem Markt zu finden sind. Doch wer sich nach deren Autoren erkundigt, wird feststellen müssen, dass diese oft gar nicht selbst Befreiung praktizieren bzw. nicht einer Gemeinde vorstehen, die darin geschult ist. Sie versuchen durch Veröffentlichungen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Daher halten sie Vorträge oder schreiben etwas zu einem gewünschten Thema. Doch was sie weitergeben sind oftmals Theorien ohne Erfahrungsgrundlage, zusammengetragen aus anderen Büchern. Jesus dagegen hat immer aus der Praxis gelehrt.

        

Wer ein Buch liest, sollte sich stets fragen, welche Referenzen der Autor besitzt. Der Apostel Paulus hat als lebendigen Beweis seiner Berufung die Mitglieder seiner Gemeinde in Korinth angeführt: „Ihr seid unser Brief,... erkannt und gelesen von allen Menschen!“

 

Stell dir ruhig die Frage: „Wen hat diese Person bereits frei gesetzt?“ Würdest du denn einen Arzt an deinem Herzen operieren lassen, der noch nie zuvor eine Herzoperation durchgeführt hat? Er  könnte dir eine ganze Literaturliste vorlegen, die er darüber durchgearbeitet  hat. Aber das würde dich kaum überzeugen, oder? Der Gedanke, was passieren könnte, wenn ein Arzt ohne praktische Erfahrungen operieren würde, löst Horrorvorstellungen aus. Doch Christen sind oft so leichtgläubig, dass sie jeden, der nur ein Buch geschrieben hat, auch gleich als Experten auf seinem Gebiet ansehen.

Es verwundert mich, auf meinen Reisen immer wieder Leute anzutreffen, die sich selbst als Fachleute bezeichnen, nur weil sie alle Literatur zum Thema bereits gelesen haben. Nur um nicht als unwissend dazustehen, behaupten sie bereits alles zu kennen.

 

Das Hauptproblem liegt nicht bei den Pastoren, denen es an Schulung fehlt; denn die Möglichkeiten dafür sind nun mal sehr begrenzt. Doch sie würden dem Leib Christi einen besseren Dienst erweisen, wenn sie sich auf die Bereiche beschränken würden, in denen sie sich auskennen und Erfahrungen haben. Es kann mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, allen Leuten alles bieten zu wollen (aus Angst womöglich Gemeindeglieder zu verlieren).

 

Einer weiteren verhängnisvollen Fehleinschätzung unterliegen interessierte Leiter in ihrer Annahme, dass sie selbst keine Befreiung nötig hätten. Sofern sie nicht das Glück hatten, in einer Gemeinde aufzuwachsen, in der sie erleben und erlernen konnten, wie man für Freisetzung betet, fehlt ihnen auch die notwendige Reinigung ihres eigenen Lebens. Der Feind kann sich in Schlupflöchern versteckt halten. Vielleicht erst Jahre später wird er einen solchen Diener Gottes durch diese ungeklärten Bereiche zu Fall bringen. Sei es, dass dieser einen Zusammenbruch erlebt oder, dass er in eine Sünde fällt, die gleich die ganze Gemeinde mit zerstört. Solche Menschen kann man als wandelnde Zeitbomben bezeichnen.

 

Bevor du dich einem Leiter unterstellst und dich seinem Dienst anvertraust, solltest du dich erkundigen, wovon er selbst Befreiung erfahren oder welche geistlichen Festungen er in seinem Leben bereits überwunden hat.  Daran kannst du prüfen, ob er qualifiziert ist, dir zu helfen.

Wegen einer verloren gehenden Welt und dem Schrei gequälter und gebundener Menschen läuft so manch einer in fälschlicher Eile aufs Missionsfeld und springt unvorbereitet ins kalte Wasser. Dabei wird er nicht selten Opfer seiner eigenen Rettungsversuche. Mangelndes Wissen, wie man sich z.B. vor dem verzweifelten Klammergriff eines Ertrinkenden schützt, führt schließlich dazu, dass beide elendig umkommen.  

 

Wie viel Zeit es braucht, um eine angemessene Ausbildung im geistlichen Kampf zu erhalten, wird in der Regel weit unterschätzt; nicht zuletzt auf Grund falsch angewandter Bibelstellen, wie z.B., dass man das WORT einfach nur aussprechen müsse.

Man bedenke, sogar die Jünger, die das Privileg hatten von Jesus selbst unterrichtet zu werden, kamen in Situationen, in denen sie nicht mehr weiter wussten. Ihre Methoden reichten nicht aus.

Die Bibel zeigt uns, dass viele der großen Männer Gottes jahrelang auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden. Mose, Josua, Gideon oder auch Paulus.

 

Eine Ausbildung, um im Befreiungsdienst dienen zu können, ist am ehesten mit der eines Arztes vergleichbar. Wer Arzt werden möchte, muss das entsprechende Studium in vollem Umfang absolvieren. Doch wer z.B. Herz-Chirurg werden will, muss darüber hinaus noch für viele weitere Qualifikationsnachweise sorgen.  Doch die Mehrzahl der Pastoren wollen oder können sich nicht einfach von ihrem jetzigen Dienst losmachen, um z.B. eine vierjährige Fortbildung zu besuchen. Das Werk von Dämonen betrifft vorwiegend das Denken und die Gefühlswelt der von ihnen gequälten Menschen.  Diese verletzten Seelen zu behandeln und zu verarzten ist jedoch eine noch verantwortungsvollere Aufgabe als die eines Herz-Chirurgen.

 

Knapp eine Generation zurück hatte man folgende Erfahrung sammeln müssen: Sowohl mein damaliger Pastor als auch die meisten Leiter anderer Befreiungsdienste waren der Ansicht, wenn sie nur Pastoren dazu bringen könnten anzufangen, für die Befreiung ihrer Gemeindeglieder zu beten, dann  würde der Befreiungsdienst schon bald in der ganzen Welt Verbreitung finden. Aber nach 20 Jahren wurde klar, dass das so nicht funktioniert.

 

Kaum eine dieser Gemeinden blieb länger als 3 Jahre dabei. Entweder wandten sie sich wieder von Befreiung ab (gleich dem Mietling, der die Flucht ergreift, sobald er den Wolf kommen sieht) oder sie gingen gar ganz in die Brüche.

Es war deutlich zu erkennen, dass es nur einen Weg gab, auf dem eine „Befreiungsgemeinde“ überleben würde: Es bedurfte neuer Leiter, die bereits genügend Zeit damit verbracht hatten, ihre persönliche Befreiung zu erhalten. Und so wurden junge Männer, die selbst Befreiung erfuhren, für den pastoralen Dienst vorbereitet.

 

Diese Erfahrung finden wir in dem, was die Schrift über alte und neue Weinschläuche sagt, bestätigt. Jesus lehrte, dass junger Wein nicht in alte Weinschläuche gefüllt werden soll, da der Schlauch sonst zerreißt. Es sei besser, den alten Weinschlauch zu lassen wie er ist, dass er seine Aufgabe erfüllen kann, wie er sie bisher getan hat und den „Neuen Wein der Befreiung“ in neue Schläuche zu füllen.

 

Die Strategie, neue Gemeinden aufzubauen, in denen Befreiung von Anfang an dazu gehört, hat sich unbedingt bewährt. Dieses Vorgehen ist ohne Zweifel viel langwieriger, doch ist die Arbeit dadurch auch sehr viel beständiger geworden. Es gibt inzwischen viele solcher Gemeinden, die bereits länger als 3 Jahre existieren.    

Dies soll nicht missverstanden werden: Wir wollen nicht versuchen eine neue Denomination zu gründen. Wir wollen Anlaufstellen bilden, zu denen die Gemeinden Leute schicken können, denen zu helfen sie nicht in der Lage sind.

Jeder Architekt wird bestätigen, dass es sehr viel einfacher ist, ein  Gebäude neu zu errichten als ein bestehendes Haus in seiner Grundstruktur umzubauen.

 

In der Apostelgeschichte werden wir vor umherziehenden Exorzisten gewarnt, Christen also, die eher als Reisende statt als Diener Gottes zu bezeichnen sind. Mit ihren gut gemeinten Bemühungen richten sie oft großen Schaden an. Sie rufen auf, in den Kampf gegen die Mächte der Finsternis zu treten, lassen dann aber die Menschen allein und schutzlos zurück und brechen zur „nächsten Veranstaltung“  auf.  Du würdest doch nicht deinem Sohn/Tochter scharfe Munition in die Hände geben, wenn du nicht absolut sicher wärst, dass sie sich und andere damit nicht gefährden und sinnvoll damit umgehen könnten?

Aber diese Art von Befreiungspredigern tun auf eine gewisse Art genau das mit geistlichen Waffen.

 

Aus diesem Grund lege ich Wert darauf, dass bei der Gründung einer Befreiungsgemeinde eine gegenseitige Verpflichtung von 4 bis 6 Jahren besteht. Während dieser Zeit begleite und schule ich den Pastor und die Gemeinde, damit sie im Kampf überleben können.

Diese Verantwortung will nicht jeder (speziell nicht jene „Wanderprediger“) auf sich nehmen. Manch einer meint: „Das kostet zu viel Zeit!“ Doch ich erwidere: „Nach wessen Zeitplan?“ Mit wem würdest du bevorzugt in den Kampf ziehen: Mit 10 voll ausgebildeten und erfahrenen Soldaten oder 1000 „Kämpfern“, die schnell mal einen Wochenend-Kursus absolviert haben?

 

Als Pastor halte ich es für verantwortungslos, den Versuch zu starten Leute freizusetzen, ohne ihnen eine Adresse geben zu können, wo ihnen weiter geholfen werden kann. Sie brauchen eine Gemeinde, in der sie die notwendige Lehre aus dem Wort Gottes bekommen, sodass sie an Stabilität gewinnen und die errungene Freiheit auch verteidigen können. Dieser Teil des Dienstes ist harte, mühsame Arbeit und sie wird (hier auf Erden!) wenig belohnt.

Das wirft unweigerlich die Frage auf, welche Motivation jene Wanderexorzisten treibt? Gesehen werden, gehört werden? Einem eigenen Dienst vorstehen wollen? Sich anerkannt und wichtig fühlen? Oder versuchen sie ihre Spender mit großen Zahlen zu imponieren, um sich finanziell über Wasser halten zukönnen? Geht es ihnen noch um den Einzelnen? So wie Jesus auch jedem einzelnen, in Not geratenen Schaf nachgeht?

  

Das Manko an Befreiungsgemeinden liegt mir schwer auf dem Herzen. Menschen, die ernsthaft nach Hilfe suchen, landen auf falschen Wegen oder werden durch die Versuche unerfahrener Leiter enttäuscht und entmutigt. Viele Pastoren suchen nach Hilfe, sind aber nicht bereit die dafür notwendige Zeit zu investieren, um sich fortzubilden.   Für sie wäre es das Beste, aus dem eigenen Dienst zurückzutreten und für 3 bis 4 Jahre eine bestehende Befreiungsgemeinde zu besuchen und dort zu lernen. Aber den meisten erscheint der Gedanke, für eine Zeit arbeiten zu gehen, um nebenher in Sachen Befreiung geschult werden zu können, abwegig; obwohl sie das in ihrem Dienst weit voran bringen würde. Sie würden vorbereitet auf einen Kampf, der unweigerlich auf uns alle zukommt.

 

Jede Armee bereitet ihre Rekruten im Trainingslager vor. Gottes Armee ist da keine Ausnahme. Aber allzu oft wollen Gottes Rekruten  gleich als Generäle in die Armee einsteigen; sie verstehen nicht den Unterschied zwischen Waffenstärke und Autorität! 

Leider gibt es keine einfache Lösung für dieses Dilemma. Viele sind berufen, doch hilflos zu helfen und unwissend, wo und wie sie dazulernen können. Bete mit uns, dass Gott neue Leiter heranzieht!

Überlege gut und wähle sorgfältig, bei wem du dir Hilfe holst. Wenn wir jemandem mit Rat zur Seite stehen können, tun wir das gern. Denjenigen, die völlig ohne Unterstützung einer  Gemeinde  vor Ort dastehen, können wir nur Folgendes anbieten: Seminare, Predigtkassetten (monatlicher Versandt) und Mitgliedschaft (Wir nennen das Verbundenheit trotz weiter Entfernung). Dadurch können die, die allein auf weiter Flur stehen, sich doch unter einen geistlichen Schutz stellen. (Dieses Angebot ist nicht für solche gedacht, die sich nirgendwo unterordnen können oder von Gemeinde zu Gemeinde wechseln.) Doch die, die keine Gemeinde haben und für ihr Engagement im Befreiungsdienst geistlichen Schutz und Unterstützung suchen, sind herzlich willkommen.

 

 

Bis dahin, Gottes Segen!

 

Pastor Monty Mulkey

West Coast Church of Deliverance

International Association of Deliverance Churches

 

Fragen und Anregungen nehmen wir gern entgegen:

churchwccd@aol.com

www.wccd.com